Kundgebung am 30.03.: „Gegenkundgebung“ der Markthallen-Betreiber

Offenbar werden die Betreiber und Eigentümer der Markthalle 9 gerade mächtig nervös. Nun haben sie zu einer Art von „Gegenkundgebung“ zu unserer morgigen Kundgebung „Markthalle 9 für alle – Kiezmarkthalle statt Luxus-Food-Halle“ eingeladen.

Hierzu stellen wir fest:

– Von einem Konzept „Gutes Essen für Alle“ haben wir – leider – in den letzten 8 Jahren wenig mitbekommen. Statt dessen eine enge Zusammenarbeit der Markthallen-Betreiber mit verschiedenen Luxus-Restaurants und viele Events mit teuren Angeboten wie den „Street Food Thursday“.

– Auch wir wollen eine Ernährungswende, glauben aber, das eine Ernährungswende eben nicht über haufenweise „exklusive“, ausschließende Stände und Restaurants laufen kann, sondern im Gegenteil eine Ernährungswende für alle sein muss. „Exklusiv“ und „gehoben“ sind die Lieblingswörter der Markthallenbetreiber.

Wir finden ok, dass die Markthallen-Betreiber und -Eigentümer mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern reden möchte. Aber muss dass ausgerechnet während unserer Kundgebung sein?

– Besonders schön finden wir, dass die Markthallen-Betreiber jetzt angeblich einen echten Dialog mit den Anwohnerinnen und Anwohnern möchten. Davon war in den letzten Jahren leider nichts zu spüren – im Gegenteil.

Den Begriff „Food Porn“ benutzen wir nicht. Aber es gibt viele Menschen und verschiedene Initiativen, die über den aktuellen Zustand der Markthalle, die ALDI-Kündigung und die weiteren Planungen der Markthallen-Betreiber sauer sind.

– Wir wissen, dass die Meinung der Stand-Betreiberinnen und -Betreiber in der Markthalle 9 keineswegs einheitlich ist. Manche von ihnen finden die Kündigung des ALDI und die weitere Konzentration auf hochpreisige Lebensmittel und Gastronomie-Stände auch nicht gut.

– Wir sind eine ehrenamtliche arbeitende Initaitive für eine Markthalle 9 für alle. Die Kundgebung morgen wird von den Anwohnerinnen und Anwohnern durchgeführt, und nicht von der SPD. Wir werden auch weder von der SPD noch von einer anderen Partei finanziell oder andersweitig unterstützt.

– Die Eisenbahnstraße ist recht schmal. Wir möchten alle Leute bitten, die vielleicht morgen mit „Treckern“ (so die Mail der Markthallen-Betreiber) kommen wollen, mit ihren Fahrzeugen doch nicht nur Rücksicht auf unsere Lautsprecher-Anlage, sondern auch auf Passantinnen und Passanten zu nehmen.

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Die Mail der Markthallen-Betreiber

Liebe Freund*innen der Markthalle Neun,

Viele von Euch haben es wahrscheinlich bereits auf dem ein oder anderen Weg mitbekommen: Die Kündigung des ALDI Marktes in unserer Markthalle hat in den letzten Wochen zu einer kontroversen Diskussion in der ganzen Stadt und sogar darüber hinaus geführt.

Am Samstag, den 30.3. um 15 Uhr soll nun gegen eine “Luxus-Food-Halle für Touristen und Besserverdienende” demonstriert werden – eine Kundgebung, zu der auch die SPD mobilisiert hat. Nach Eingangsstatements und Musik wird es ein offenes Mikrofon und weitere Wortbeiträge geben.

Wir haben zu dem Thema einen offenen Brief geschrieben und den Verlauf der Diskussion dazu auf unserer Website veröffentlicht. Es geht um eine wichtige Grundsatzdebatte zur sozialen Frage und Zukunft der Ernährung, die wir hier führen. Wir setzen auf einen ruhigen und sachlichen Dialog, allerdings:

Auf “Luxus-Fressmeile” und “Food Porn” wollen wir nicht reduziert werden.

Wir möchten offen mit Anwohner*innen und Kritiker*innen ins Gespräch kommen und gemeinsame Lösungen finden. Am Dienstag hatten wir einen ersten, konstruktiven runden Tisch mit verschiedenen Initiativen aus der Nachbarschaft – der Anfang eines Dialogs mit allen Beteiligten.

Nun bitten wir um Eure Solidarität! Kommt am Samstag vorbei, mit Kind und Kegel, mit Demoschild, Trecker oder nur einem Einkaufsbeutel. Lasst uns zeigen, wie vielfältig, friedlich, kreativ, humor- und liebevoll unsere Bewegung ist. Lasst uns über die Ernährungswende diskutieren, Argumente hören und auch dafür einstehen, wofür wir gemeinsam kämpfen. Auch und gerade in einem sozial durchmischten Bezirk wie Kreuzberg: “Gutes Essen für Alle”!

Wir freuen uns auf Euch und gute Gespräche!
Bernd, Nikolaus, Florian & das gesamte Team der Markthalle Neun

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Heftige Kritik erfährt die Markthalle in ihrer derzeitigen Ausrichtung und in den Planungen für die Zukunft übrigens nicht nur von den Anwohnerinnen und Anwohnern und der SPD, die in der letzten BVV einen Antrag „Markthalle für alle“ eingebracht hatte, sondern auch von der Partei  Die Linke.

„Laut dem Hallenkonzept, mit dem die Betreiber 2011 den Zuschlag erhielten, soll die Halle, die mit ihren Foodevents viel hippes Publikum anzieht, auch „ein Angebot für Menschen jeden Alters, aller sozialer Schichten und Nationalitäten“ bereitstellen. Aktuell würden diese Versprechungen aber „ad absurdum“ geführt, kritisierte Reza Amiri (Linke) in der BVV. Dass viele Nachbarn kostengünstige Nahversorgung brauchen, beweist Oliver Nöll (Linke) mit Zahlen: 25 Prozent der Nachbarschaft ist auf Sozialleistungen angewiesen, genauso viele wohnen in Bedarfsgemeinschaften.“ (Tagesspiegel)

 

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