Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nahmen am Donnerstag abend, 05.12.19, um die 120 Menschen an einer Demonstration rund um die Markthalle 9 in Berlin-Kreuzberg, in der gleichzeitig das „Street Food Thursday“-Event stattfand, teil. In verschiedenen Redebeiträgen wurde Besorgnis und Wut über die Entwicklung im Kiez, geprägt von Gentrifizierung, steigenden Mieten und Verdrängung, geäußert. Von den Markthallen-Betreibern wurde erneut eine radikale Kehrtwende in Bezug auf die Markthalle 9, die derzeit vor allem als „rabiater Gentrifizierungsbeschleuniger“ (Berliner Zeitung) fungiert und in der Menschen mit geringem Einkommen nicht mehr willkommen sein sollen, gefordert.
Sonia Kleinvogel, Sprecherin der Initiative „Kiezmarkthalle – Markthalle 9 für alle!“: „Wir sind begeistert, dass an einem kalten Donnerstag Abend so viele Menschen gegen hohe Mieten, Verdrängung und eine Luxus-Food-Markthalle 9 gemeinsam auf die Straße gegangen sind, um ihrer Besorgnis und Wut Ausdruck zu verleihen.“
Um die Halle vom berechtigten und wütenden Protest der Anwohner*innen abzuschirmen, hatten die Betreiber der Halle die Eingänge, die sonst immer frei sind (und vermutlich auch aus Brandschutzgründen permanent frei sein müssen) auf beiden Seiten der Halle eng mit Lieferwagen zugeparkt. Direkt am Eingang war zusätzlich massiv Security positioniert. Sonia Kleinvogel: „Wir finden krass, dass während einer Veranstaltung mit tausenden Besucher*innen und einer hohen Brandgefahr durch unzählige Kochstellen offenbar ausgerechnet Fluchtwege und Feuerwehr-Zufahrten absichtlich zugeparkt wurden, damit die Besucher*innen der Veranstaltung möglichst wenig von der Demonstration mitbekommen“.
Neben verschiedenen Redebeiträgen wurden auf der Demonstration auch die Forderungen der Initiative „Kiezmarkthalle“ verlesen, für die in den letzten Wochen bereits tausende Unterschriften gesammelt wurden:
1) Der ALDI oder ein Lebensmittelanbieter mit ähnlichem Sortiment und Preisniveau soll in der Markthalle 9 bleiben, um die tägliche Grundversorgung der Anwohner*innen mit für alle bezahlbaren Lebensmitteln zu sichern.
2) Die Markthalle 9 soll zu einem echten Markt mit einem täglichen, kleinteiligen Marktangebot entwickelt werden.
3) Exklusive und kostenpflichtige Events sollen nicht in der Markthalle 9 stattfinden.
4) Die vielfältige Belastung der Anwohner*innen durch kommerzielle Events wie den „Street Food Thursday“ ist umgehend zu reduzieren.
5) Sollten diese Forderungen durch die aktuellen Markthallen-Betreiber nicht umgesetzt werden, fordern wir einen zukünftigen Betrieb der Markthalle 9 durch einen gemeinwohl-orientierten Träger oder in öffentlicher Trägerschaft.