Zum Ergebnisprotokoll des ‚moderierten Gesprächs‘ zwischen den Betreibern der Markthalle Neun und AnwohnerInnen stellt die Initiative Kiezmarkthalle fest: Das Protokoll gibt die diskutierten Inhalte verkürzt und einseitig wieder. Es erstaunt, dass das Protokoll eines 4-stündiges Gesprächs auf knapp 1 Seite wiedergegeben wird.
Gentrifizierung, Luxus-Food, Immobilienstrategie, Segregation des Kiezes in Eliten und GeringverdienerInnen, Missachtung der Bedürfnisse eines großen Teils der Anwohnerschaft, das gebrochene Versprechen einer ‚Markthalle für Alle‘, die Verfälschung des Protokolls des ersten Treffens, das House of Food, die Verflechtung von grüner Politik und wirtschaftlichen Interessen, das Schaffen vollendeter Tatsachen, die unverhohlenen Drohungen der Markthallen-Security, die Arroganz und Geringschätzung gegenüber jenen, die auf Grund ihres Alters, ihre Bewegungseinschränkungen, ihres Einkommens auf ALDI als Grundversorgung angewiesen sind, der Leerstand der Halle an den meisten Wochentagen und und und…, all das wurde angesprochen und findet doch keine Erwähnung im Protokoll.
Übrig bleibt ein Lösungsansatz, der von den meisten TeilnehmerInnen abgelehnt wurde, therapeutische Gespräche in kleinen Grüppchen, deren Zusammensetzung erkennbar aus der Mehrheit der AnwohnerInnen eine Minderheit zwischen MarktschreierInnen einer elitären ‚Ernährungswende‘ und ihren politischen AssistentInnen machen soll.
Ausschließlich im Sinne der M9-Betreiber beschreibt das ‚Protokoll‘ den vermeintlichen Kern der Diskussion als Suche nach einer Grundversorgung ohne ALDI. Während sich die überwiegende Mehrheit ausdrücklich und wiederholt für einen Verbleib der langjährig ansässigen Aldi-Filiale als Zentrum einer Vollversorgung, als gewachsenen sozialen Ort und Bindeglied in der Community zwischen den verschiedenen Gruppen der Anwohnerschaft aussprach, geht es im Protokoll nur noch um das ‚danach‘. Die Schließung der Aldi-Filiale, der Wegfall eines Angebots der Vollversorgung, die dem Haushaltseinkommen vieler AnwohnerInnen und ihrer Familien angemessen ist, wird als beschlossene Sache hingestellt.
Warum die AnwohnerInnen in Gruppen-Sessions sich den Kopf zerbrechen sollen über ihre eigene Grundversorgung, die ja zurzeit durch ALDI gewährleistet wird? Keine Antwort.
Warum die AnwohnerInnen den Betreibern Lösungsansätze erarbeiten sollen für die Selbstverständlichkeit einer Markthalle für Alle, an der die Betreiber seit 8 Jahren grandios gescheitert sind? Keine Antwort.
Warum sich die Betreiber auch nach der 100sten Bitte, doch wenigstens die Filiale in einer Art Moratorium offen zu halten, bis eine für die Anwohnerschaft akzeptable Alternative gefunden wäre, nur in schroffem Schweigen übten? Keine Antwort.
Warum nun allerdings die Anwohnerschaft für eine solch feigenblatt-artige Gesprächs-Scharade erhalten soll? Darauf haben wir eine Antwort: Eine Halle ohne bezahlbare Grundversorgung ist eine Halle gegen die Bedürfnisse der AnwohnerInnen. Eine elitäre Luxus-Halle ist Teil der Gentrifizierung. Einen solchen Ort werden wir kompromisslos bekämpfen.
[Das Protokoll zum Nachlesen]